Bei strahlendem Sonnenschein fand das diesjährige Europa-Forum unter dem Motto Speak up, Europe! Auftakt für ein neues Jahrzehnt statt. Wer nicht live dabei war, konnte den meisten Vorträgen und Diskussionen dank Live-Streaming beiwohnen. Den Auftakt machte am Freitagabend die Podiumsdiskussion zum Thema „Föderalismus als Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit“ mit Simon Devos-Chernova, JEF Europe / European Youth Forum, und Eva Lichtenberger, MEP a. D. (Die Grünen), die mit einer Videobotschaft der Politologin, Autorin und Europa-Aktivistin Nini Tsiklauri eingeleitet wurde. In diesem Panel wurde wiederholt die Bedeutung der Zivilgesellschaft im Allgemeinen und der Stimme der Jugend im Besonderen in den Vordergrund gerückt. Ebenfalls wurde in diesem Panel auf die Konferenz zur Zukunft Europas hingewiesen.

Am Samstagmorgen diskutierten Christan Fleck (Soziologie), Sabine Klinger (Erziehungs- und Bildungswissenschaftlerin) und Bernhard Siegl (Volkswirt) von der Universität Graz über das Thema „Plötzlicher Stillstand – eine Gesellschaft im Wandel?“. Aus ihren jeweiligen Fachperspektiven hinterfragten sie, ob die Corona-Krise tatsächlich zu einem Stillstand geführt habe und welche Bereiche der Gesellschaft sich seit März 2020 verändert haben, wobei insbesondere der digitale Wandel ins Auge fiel. Das zweite Panel des Vormittags widmete sich dem Europäischen Grünen Deal, der die Reduzierung der Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null bis zum Jahr 2050 vorsieht, und stellte die Frage, ob dieser unter Umständen nicht doch ein schlechtes Geschäft für das Klima sein könnte. Mit dem Publikum diskutierten die Biologin und ehemalige Leiterin des Sekretariats des Weltklimarats (IPCC) in Genf, Renate Christ, sowie der Sozialwissenschaftler und Direktor des Zentrums für Klima, Energie und Gesellschaft der Joanneum Research in Graz, Franz Prettenthaler. Das Thema „Europa und die globale Wirtschaftsordnung“ kommentierten am Samstagnachmittag aus persönlicher Sicht Arnold Kammel, Kabinettschef des Bundesministeriums für Landesverteidigung und ehemaliger Leiter des Austrian Institute for European and Security Policy (AIES), und Christoph Leitl, Präsident des europäischen Wirtschaftskammer-Dachverbandes Eurochambres. Kammel ging vor allem auf das Modell der globalen Wirtschaftsordnung und mit welchen Instrumenten dieses die EU global vertreten könne ein. Leitl sprach über die Interessen der USA und Chinas an einer Zusammenarbeit mit der EU und plädierte für eine transkontinentale Freihandelszone, in der Europa als Partnerin für die gesamte Welt auftritt.

Der Samstagabend endete mit einem feierlichen Ausklang mit musikalischer Begleitung durch das Trio allegro. Nach der Segnung der Europaburg durch Bischof em. Maximilian Aichern, dem 2011 am Europa-Forum der ‚Mérite Européen‘ in Gold verliehen wurde, begaben sich die Gäste in den Raiffeisensaal der Marktgemeinde Neumarkt. Unter der Anwesenheit von Bürgermeister Josef Maier (ÖVP), Landtagspräsidentin Manuela Kohm (ÖVP), EYFON-Präsident Christoph Leitl und EYFON-Geschäftsführer Christian Buchmann  übergab der Landesvorsitzende der EFB Steiermark, Andreas Weber, den Meilenstein 2020 des Landes Steiermark an die geschäftsführende Landesvorsitzenden-Stellvertreterin der EFB Steiermark, Anne Favre, für ihr ehrenamtliches Engagement in der steirischen Jugendarbeit. Hiernach richtete sich der Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, Martin Selmayr, in seinem Impulsvortrag an das Publikum. Darin verwies er u.a. auf die wirklichkeitserzeugende Kraft der Sprache und forderte die Anwesenden vor diesem Hintergrund dazu auf, in ihrem Umfeld nicht immer nur über die Misserfolge, sondern auch gerne einmal über die Erfolge und Errungenschaften Europas zu sprechen. Der Sonntag war schließlich den Frauen in der Europäischen Union gewidmet, denn obwohl sie im Jahr 2020 mehr als die Hälfte (51 %) der EU-Bevölkerung ausmachten, waren lediglich 32,7 % Frauen in den EU-Regierungen vertreten. Das Panel „Speak up, Europäerinnen!“ mit Eva Lichtenberger, MEP a. D., Alexandra Schantl, Landesvorsitzende EFB Wien, und Yvonne Völkl, Universität Graz, wurde als World-Café geführt. Dieses Format bot Raum für anregende Diskussionen u.a. darüber, wie wir im Laufe des Heranwachsens stereotype Geschlechterrollen meist unhinterfragt übernehmen, warum die Teilhabe von Frauen in der öffentlichen Sphäre wichtig ist und welchen Beitrag wir auf persönlicher und institutioneller Ebene für die Geschlechtergleichheit innerhalb der europäischen Gesellschaft leisten können.

Wir danken allen Sprecher*innen sowie Panel-Leiter*innen für ihre Beiträge und den Teilnehmer*innen für das breite Interesse, die spannenden Fragen sowie die inspirierenden Diskussionen! Ebenfalls ergeht ein großes Dankeschön an die EFB Steiermark, die EYFON-Stiftung, das Land Steiermark, das Land Kärnten und die Marktgemeinde Neumarkt für ihre anhaltende Unterstützung und aktive Mitwirkung.

Dieses Projekt wurde vom Land Steiermark – Bildung, Gesellschaft Gesundheit und Pflege und vom Jugendreferat – Land Kärnten finanziell unterstützt.