Traditionen leben und gleichzeitig Neues gestalten – unter diesem Motto brachte sich die JEF Steiermark wieder aktiv in das Europa-Forum Neumarkt ein. Unter dem Motto „Europa, wo bist du?“ wurde bei der hybriden und von der EFB organisierten Veranstaltung intensiv über Rechtsstaatlichkeit, Europas Rolle in der Welt, den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, europäische Sicherheitspolitik sowie Klimaschutz debattiert und auch das online zugeschaltete Publikum bestens unterhalten.
Den Veranstaltungsauftakt bildete die Podiumsdiskussion zum Thema „Rechtsstaatlichkeit: eine Zerreißprobe für die EU“. Bei diesem Panel betonten Eszter Nagy, Präsidentin der UEF Ungarn, Lukas Mandl, MEP (ÖVP) sowie Hubert Isak, Europarechtsexperte am Institut für Europarecht der Universität Graz, die Gefahr von Grundrechtseingriffen, welche durch autoritäre und antiliberale Tendenzen in manchen EU-Staaten die europäischen Werte wie Freiheit und Demokratie bedroht.
Am darauffolgenden Samstagmorgen diskutierten Demokratieforscherin Tamara Ehs sowie die ehemalige EU-Parlamentsabgeordnete Eva Lichtenberger (Die Grünen) die Frage „Europa: ein schlafender Riese? Unsere Rolle in der Welt“. Im Fokus dieses Panels standen einerseits die Partizipationsmöglichkeiten von EU-Bürger:innen, welche beispielsweise durch die europäischen Bürger:innenforen verstärkt werden sollten. Darüber hinaus wurde auch intensiv erörtert, inwiefern die EU eine globale Vorbildfunktion hinsichtlich ihrer politischen und wirtschaftlichen Standards innehat.
Die zweite Diskussionsrunde am Samstagvormittag brachte Wolfgang Mueller, stv. Vorstand des Instituts für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien, und Johannes Seiringer, ehem. Direktor der European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) sowie Landesvorsitzender der EFB Oberösterreich, an einen Tisch. Zentral waren in dieser Diskussion die historischen und wirtschaftlichen Perspektiven auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Dabei waren sich die Referenten einig, dass die entscheidende Frage sei, wie die Welt aussehen sollte, in der wir in Zukunft leben wollen und dass das Putin Regime einen pragmatischen Umgang mit dem Konflikt womöglich als Schwäche deuten könnte.
Nach der Mittagspause wurde der dritte und letzte Themenblock am Samstag behandelt: Die europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Rund um die Frage: „Welche Sicherheitsarchitektur für Europa?“ wurde eine reiche inhaltliche Debatte wischen Friedhelm Frischenschlager, ehem. Verteidigungsminister, MEP a. D. (LIF) Dominik Horn, Special Assistant to the chairman of the European Union Military Committee (CEUMC), geführt. Im Zentrum der Diskussion stand der „Strategische Kompass“, welcher zu Beginn des laufenden Jahres eingeführt wurde, um die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU zu lenken und zu stärken.
Im Anschluss wurde ein „Get-Togehter“ mit Ehrengästen aus der Politik und von der Stiftung EYFON feierlich begangen. Besonders erfreut war Markus Seunig, der als Geschäftsführer des Steirischen Landesjugendbeirats und Vorsitzender der JEF Steiermark seinem langjährigen JEF-Kollegen und Freund Fabian Fischer zusammen mit LT-Präs. Manuela Khom den Meilenstein des Landes Steiermark für sein ehrenamtliches Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit überreichen durfte. Besonders im Fokus dieser Verleihung sowie der Festveranstaltung als Ganzes stand das „Europäische Jahr der Jugend“, welches das Engagement junger Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Erfreut setzte auch das Team der JEF Steiermark am Sonntagvormittag nach einem gelungenen Abend mit einem abwechslungsreichen Programmpunkt fort: Einer interaktiven, zweiteiligen Gruppendiskussion zu den Herausforderungen durch den Klimawandel und die drohende Energiekrise. Dieses besondere Workshop-Format mit seinem besonderen Schwerpunkt auf die Interessensgebiete junger Menschen sowie dem partizipativen Charakter der Diskussion wurde durch eine Förderung im Rahmen des „Europäischen Jahrs der Jugend“ im Rahmen des Erasmus+ Programms ermöglicht.
Nach einer gemeinsamen Eröffnung des Vormittags wurde die Hälfte der Teilnehmenden mit den Perspektiven von den Umwelt-Aktivist:innen (Climate Walk, Extinction Rebellion, Aufstand der letzten Generation) konfrontiert und die andere Hälfte kam mit den österreichischen Politiker:innen Wolfgang Moitzi, Abgeordneter zum Steirischen Landtag (SPÖ) sowie Eva Lichtenberger, MEP a.D. (Die Grünen) ins Gespräch. In den moderierten Gruppendiskussionen wurden spannende Einblicke in die scheinbar gegensätzlichen Positionen zweier politischer Akteure ermöglicht, wobei sich Aktivist:innen und Politiker:innen untereinander keineswegs bei den großen und kleinen Fragen einig waren. Später wechselten die Teilnehmer:innen ihre Gruppen, sodass jede:r die verschiedenen Problemsichtweisen und Lösungsansätze mitdiskutieren konnte. Bei der gemeinsamen Abschlussrunde, nach welcher das Europa-Forum offiziell beendet wurde, wurden auch die Abhängigkeiten der beiden Gruppen voneinander sichtbar. Die animierende Gesprächsatmosphäre sorgte auch beim anschließenden Mittagessen noch für intensiven Austausch im informellen Rahmen.
Insgesamt können wir auf ein erfolg- und diskussionsreiches Wochenende auf der Europaburg zurückblicken, das zum Mitdenken und Mitreden anspornte und vor allem wieder Mut zum Mithandeln für die Zukunft Europas machte. Wir danken allen Mitorganisator:innen, Fördergeber:innen und Teilnehmer:innen auf das Herzlichste und freuen uns bereits auf das Europa-Forum 2023!
Streaming-Links zum Nachsehen der Diskussionen:
Kofinanziert vom Land Steiermark, vom Land Kärnten – Jugendreferat und von der Europäischen Union im Rahmen des „Europäischen Jahrs der Jugend“ (#EYY2022).